Das Forschungsvorhaben

Forschungsvorhaben

Das Forschungsvorhaben

Altern als Zukunft

Zukunftsbezogenes Alternshandeln in kulturvergleichender Perspektive

Ein interdisziplinäres Projekt gefördert von der VolkswagenStiftung im Rahmen der Förderinitiative Schlüsselthemen für Wissenschaft und Gesellschaft

Erster Förderzeitraum 10/2012 – 12/2017 – Forschungsantrag zum herunterladenpdf, 322 kb

Zweiter Förderzeitraum  1/2018 – 2/2021 – Forschungsantrag (Verlängerung) zum herunterladen pdf, 628 kb 

Wir untersuchen das Alter als Zukunftsprojekt und -projektion von Menschen in alternden Gesellschaften. Inhaltlich stehen drei Kernthemen im Fokus unseres Interesses: (a) Vorstellungen vom Alter und Altern, (b) alternsbezogenes Handeln, sowie (c) Zeiterleben und -gestaltung im Alter. Das Projekt realisiert einen multimethodalen Ansatz: Wir führen qualitative Interviews, um das Leben im Alter in seiner individuellen Vielfalt und soziokulturellen Typik dicht beschreiben zu können. Um quantitative Aussagen über mittlere Ausprägungen, individuelle Unterschiede und Zusammenhänge zwischen Variablen zu ermöglichen, wurden neue Fragebogeninstrumente entwickelt, die postalisch bzw. über Online-Portale großen, altersheterogenen Stichproben zugänglich gemacht wurden. Die Daten wurden zeitgleich in Deutschland, den USA, Hong Kong, Tschechien, und Taiwan erhoben, um so auch Vergleiche zwischen diesen Ländern vornehmen zu können.

Die bisherigen Ergebnisse des Projektes legen eine differenzierte Sicht auf die untersuchten Altersphänomene nahe: Altersbezogene Lebenseinstellungen, Handlungsweisen und Praktiken des Zeiterlebens- und -managements unterscheiden sich systematisch zwischen Personen und Kontexten. Diese Unterschiede stehen mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der untersuchten Länder sowie mit individuellen Erfahrungen und spezifischen Altersbildern in verschiedenen Lebenskontexten in Verbindung. Entwicklung im höheren Alter kann als Resultat sozialer und individueller Konstruktionen verstanden werden: Allgemeine altersbezogene Vorstellungen werden internalisiert und beeinflussen individuelle Vorstellungen des eigenen Alters. Diese selbstbezogenen Altersbilder prägen ihrerseits das Erleben und Handeln älterer Menschen.

In einer zweiten Förderphase wollen wir weitere Analysen zu zentralen Projektfragestellungen durchführen und die bestehende Datenbasis weiter ausbauen. Insbesondere sind zusätzliche Erhebungswellen geplant, sodass ein multimethodaler Längsschnittdatensatz über die beteiligten Länder entsteht. Der so erweiterte Datensatz erlaubt eine Trennung von Alters- und Kohorten-effekten, eine Analyse historischer Veränderungen, eine Bestimmung der kausalen Richtung von Wirkzusammenhängen sowie einen systematischen Vergleich der mit den verschiedenen Methoden gewonnenen Ergebnisse. Zusätzlich sollen im zweiten Projektabschnitt auch Daten in Tschechien und Taiwan erhoben werden, um (a) den Einfluss gesellschaftlichen Wandels auf das Altern und altersbezogene Vorstellungen zu untersuchen (Übergang von einem protektionistischen, staats-sozialistischen System zu einer liberalen Wirtschaftsordnung mit Betonung individueller Verant-wortung) und um (b) innerhalb Asiens ländlichere (Region Tainan in Taiwan) mit Metropolregionen (Hong Kong) vergleichen zu können. Einen inhaltlichen Schwerpunkt legen wir dabei auf Frage-stellungen, die sich in der ersten Förderphase teilprojektübergreifend als Kernthemen heraus-kristallisiert haben: Altersdiskriminierung, das vierte Lebensalter, Einstellungen zur Langlebigkeit.

Unser Projekt widmet sich einer Thematik von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Durch die bisherigen Arbeiten haben wir eine neue theoretische Perspektive entwickelt („Altern im Kontext“), die wir weiter ausbauen und in der Altersforschung weiter etablieren wollen. Die Ergebnisse haben weitreichende praktische Implikationen für unser Verständnis und für die Gestaltung von Alternsprozessen in alternden Gesellschaften. Durch den in seiner inhaltlichen Tiefe und seiner multimethodalen Struktur einzigartigen Datensatz und die bestehende enge Kooperation mit hochkarätigen internationalen Alternsforscher/innen wird der Ertrag des Projektes in der zweiten Förderphase noch über die bereits sehr erfolgreiche erste Förderphase hinausgehen.